Bobath

Bobath ist ein neurophysiologisches Behandlungskonzept für Menschen mit Einschränkungen der sensomotorischen Fähigkeiten. Das Bobath-Konzept bezieht als eine der wichtigsten Komponenten den täglichen Umgang der Familie mit dem Patienten in die Therapie mit ein und arbeitet immer interdisziplinär mit Ärzten und anderen therapeutischen Fachrichtungen zusammen.

Cerebralparese

Unter dem Ausdruck infantile Zerebralparese oder Cerebralparese (von lat. cerebrum „Gehirn“ und griech. parese „Lähmung“, häufig abgekürzt ICP oder CP) im engeren Sinn, etwas allgemeiner auch cerebrale Bewegungsstörung genannt, versteht man Bewegungsstörungen, deren Ursache in einer frühkindlichen Hirnschä-digung liegt. Die dadurch hervorgerufene Behinderung ist charakterisiert durch Störungen des Nervensystems und der Muskulatur im Bereich der willkürlichen Motorik. Am häufigsten sind spastische Mischformen und eine Muskel-hypertonie, aber auch athetotische oder ataktische Formen kommen vor. 

Die Behandlung einer ICP oder CP bedarf einer ausführlichen Anamnese und ganz speziell abgestimmten Therapie. Die ersten Schwer-punkte liegen darin, eine gute Hilfsmittelver-sorgung, Versorgungsstruktur und Bedarfsver-sorgung sicher zu stellen. Für eine erfolgreiche Therapie ist oft eine Zusammenarbeit vieler Fachbereiche erforderlich.

Sensomotorische Entwicklungsverzögerungen

Die Sensomotorik bezeichnet das Zusammen-spiel von sensorischen (d.h.: die Sinnesorgane betreffende) und motorischen (d.h.: die körperlichen Bewegungen betreffend) Leistungen des Menschen.

Diese entwickeln sich im Säuglings- bzw. Kindesalter grob in einer bestimmten Reihen-folge und bauen daher aufeinander auf. So brauchen Kinder z.B. erst eine gute Kopfkontrolle in der Bauchlage, um einen guten Handstütz und Schultergürtel zu entwickeln.

Es gilt genügend Muskelkraft in Bauch- und Rückenlage aufzubauen, damit sie sich dann selbstständig umdrehen, robben und krabbeln, hinsetzen, aufstehen und frei laufen können.

Von einer Entwicklungsverzögerung spricht man, wenn ein Kind dem Alter entsprechend aus der Reihe fällt. Dies kann ganz unter-schiedliche Ursachen haben.

Es kann eine Wahrnehmungsstörung vorliegen oder eine ernsthafte Erkrankung. Meist liegen jedoch Asymmetrien, Blockaden der Wirbelsäule oder des Beckens vor, die das Kind in seiner Entwicklung hemmen. (z.B. KISS-Syndrom)

Frau mit Kind Frau mit Kind

Asymmetrien

Von einer Asymmetrie spricht man, wenn ein Kind eine deutliche Vorzugsseite hat, d.h. alle Bewegungen oder Bewegungsübergänge ausschließlich oder vermehrt über eine Seite eingeleitet werden. Das ist häufig, aber nicht zwangsweise auch an der Schädelform zu erkennen.

Ziel einer Therapie ist es, die Ursache der Asymmetrie zu erkennen, zu beheben — auch mit Unterstützung eines Heilpraktikers, Ortho-päden oder Osteopaten — und dann die Wahrnehmung der vernachlässigten Körper-seite zu schulen, dem Kind seine Körpermitte wiederzugeben und die normalen Bewegungs-übergänge über beide Seiten möglich zu machen und zu fördern.

Dazu ist es nötig, durch gezielten Muskelaufbau der vernachlässigten Seite zuerst eine stabile symmetrische Haltung zu erarbeiten. Denn erst, wenn das Kind ein inneres Gleichgewicht hat — seine Körpermitte — können Bewegungsüber-gänge aus der Mitte heraus richtig erlernt werden.

Hypo- und Hypertonie – Tonusregulationsströung

Tonus bezeichnet die körperliche Grundspan-nung, die jeder Mensch braucht, um sich halten und bewegen zu können. Von einer Regulations-störung spricht man, wenn die Körperspannung zu niedrig — also hypo — ist, oder aber zu hoch — hyper!

Der Tonus entwickelt sich mit der Wahr-nehmung und Bewegungsfähigkeit des Kindes. Das bedeutet, jede Bewegung und jeder sensorische Reiz — auditiv (durch singen oder klatschen) und visuell (z.B. Zappelmänner/Spielzeug/Berührung mit Händen/Pinsel/Bürsten usw.) — hat Einfluss auf die Tonussituation und erhöht diese. Dies nutzen wir in der Therapie, um Kindern mit einem Hypotonus mehr Körperge-fühl zu geben. Also die Aufmerksamkeit des Kindes und seines Körpers auf jede mögliche Art zu stimulieren, um Bewegungen zu ermöglichen.

Hypotone Kinder zeigen in der Regel wenig Eigeninitiative und müssen daher ständig „gereizt“ werden. Diese Kinder werden fäschlicherweise häufig als „gemütliche“ Kinder abgestempelt. Was aber eher ein „nicht können/spüren“ als ein „nicht wollen“ ist.

Ein Hypertonus, also eine zu hohe Körperspan-nung erkennen wir häufig daran, dass Kinder sich „festmachen“; d.h. in der Bauchlage oder auf dem Arm überstrecken bzw. den „Flieger“ machen. Auch ein Hypertonus hindert ein Kind daran, sich zu bewegen. Denn um gezielt bewegen zu können ist es notwendig, dass die Muskulatur zusammenspielt, d.h.: koordiniert arbeitet. Meist liegt eine zu hohe Spannung der Strecker vor.

Das bedeutet für das Kind, die Rückenmusku-latur ist stärker als die Bauchmuskulatur, wodurch eine gute Nackenaufrichtung und Handstütz in Bauchlage sehr erschwert werden. Die Kinder hängen somit, ebenso wie die hypertonen Kinder, buchstäblich in den Seilen bzw. ihren Bändern. Die Entwicklung eines stabilen Schultergürtels und später eines stabilen Beckengürtels ist aber nur möglich, wenn die Beugemuskeln, z.B. Bauchmuskeln ebenso gut trainiert sind, wie ihr gegenüber.

Nur dann ist später ein stabiler Sitz und koordiniertes krabbeln möglich. Ziel unserer Therapie ist es, den Tonus richtig zu beurteilen und dann ggf. zu regulieren, um dem Kind ein normales physiologisches Bewegen zu ermöglichen.

Zwei Frauen während der Behandlung Zwei Frauen während der Behandlung

Haltungsproblematiken

Haltungsprobleme treten leider auch schon im Kleinkindalter auf. Ist eine muskuläre Dysbalance und eine darauf resultierende Fehlhaltung die Ursache, können wir in der Therapie versuchen, durch gezielten Muskelaufbau und Anlernen der richtigen Haltung, Beschwerden wie Rückenschmerzen zu beheben oder vorzubeugen.

Ist eine Skoliose der Grund für eine Fehlhaltung, versuchen wir auch da mit gezieltem Muskelaufbau und Koordinationstraining zu helfen, die Haltung der Wirbelsäule zu verbessern und auszugleichen, oder wenigstens einer Verschlimmerung vorzubeugen. Häufig ist auch eine Stärkung des Selbstvertrauens durch Erfolgserlebnisse im motorischen Bereich vorteilhaft für eine aufrechtere Haltung.

Wichtig ist, jedes Kind in seiner Ganzheit zu betrachten und zu ergründen, um die tatsächliche Ursache für das Haltungsproblem herauszufinden. Dies kann von einer Fußfehlstellung, oder Tonusstörung, oder einem Hüftschaden bis zu einem nicht behandelten KISS Syndrom im Säuglingsalter alles sein. Und danach richtet sich natürlich auch unsere Therapie.

Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates

Diese können in jedem Alter auftreten, ob angeboren oder durch ein Trauma (auch Geburtstrauma) bedingt. Ziel der Therapie ist es, wenn möglich den Heilungsprozess zu unterstützen und/oder normales physiologisches Bewegen wieder zu erlernen. Das kann sowohl kindliches Rheuma als auch das gebrochene Bein betreffen.

Weitere Therapien für Kinder und Säuglinge:

  • Regulationsstörungen (z.B. „Schreikinder“)
  • Saug- und Trinkproblematiken
  • Reizverarbeitungsstörungen
  • Koordinationsstörungen
  • Abweichungen der sensomotorischen Entwicklungsverzögerung (ADS/ADHS)
  • Neurophysiologische Bewegungsstörungen
  • Angeborene Syndrome (z. B.Down-Syndrom)
  • Spina Bifida
  • Schädelhirntraumata

Neben unseren Therapien haben wir auch ein umfassendes Kurs-Programm für Klein und Groß.

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